Ramonas Weg zum Steuerberaterexamen Teil 6

Ramonas Weg zum Steuerberaterexamen

Teil 6 - Die Prüfung!! Wie liefen für Ramona die letzten Tage vor der Prüfung und vor allem: Wie lief es am Prüfungstag!? Das alles lest ihr in Ramonas neuem Blogbeitrag.

Hallo zusammen,

nun ist die erste Hürde geschafft, die schriftlichen Prüfungen sind vorüber und das Warten auf die Ergebnisse hat begonnen. In NRW kommen die Prüfungsergebnisse und damit hoffentlich die Eintrittskarte zu der mündlichen Prüfung immer erst in der dritten Januarwoche. Zwei Wochen später fängt bereits der Prüfungszeitraum an. Keiner weiß, ob er vielleicht zu den ersten Kandidaten gehört, der antreten darf oder erst im April einen Prüfungstermin erhält und damit mehr Zeit hat, sich vorzubereiten.

Im letzten Blogbeitrag berichtete ich von der Teilnahme am Vorbereitungskurs und meiner persönlichen Lernstrategie für die schriftliche Prüfung. Anfang September startete der dreiwöchige Klausurenkurs bei Endriss. Intensivkurs ist in diesem Fall allerdings die bessere Bezeichnung. Ich bin froh mich für den Online-Kurs entschieden zu haben, da der Kurs montags bis samstags jeweils von 08:00 Uhr bis 18:00 Uhr angesetzt war, die Nachbesprechung aber auch schon mal eine Stunde länger in Anspruch genommen hat. So konnte ich durch die Einsparung der Fahrt täglich knapp zwei Stunden gewinnen. Mein Mann hat mir in dieser Zeit zusätzlich sehr geholfen, weil er mir bei allem anderen den Rücken freigehalten hat.

Inhaltlich wurde über die drei Wochen der gesamte Lehrgangsstoff wiederholt, bei täglichem Wechsel der Themenschwerpunkte und sehr nah an der realen Prüfungssituation. Ich gebe zu, dass ich dadurch zu Beginn auch immer wieder Überforderung und Angst empfand, die Masse an prüfungsrelevanten Themen und Kniffen noch nicht vollends zu beherrschen. Es wäre sicher falsch zu behaupten dieses Level am Ende erreicht zu haben, allerdings erhielt ich im Laufe des Vorbereitungskurses immer mehr Sicherheit und Routine bei der Bearbeitung der Aufgaben und erreichte zumindest den Zustand der Gewissheit, dass ich es schaffen könnte und mich nur sehr wenig überraschen und aus der Ruhe bringen kann. Einen großen Anteil daran hatten die sehr gut vorbereiteten Nachbesprechungen mit den Dozenten, bei denen alle offenen Fragen zur zuvor geschriebenen Klausur geklärt werden konnten. Durch Ihre fachliche Expertise konnten sie den Teilnehmern vermitteln, welche Themen eher klausurrelevant sind und an welcher Stelle man auch ein wenig Mut zur Lücke haben darf. Neben der fachlichen ist die mentale und organisatorische Vorbereitung mindestens genauso wichtig. Es erfordert innere Ruhe, Konzentration und verlangt strukturiertes Arbeiten, um das geforderte Pensum in der vorgegebenen Zeit zu leisten. Zudem müssen auch der Umgang mit den zur Verfügung stehenden Arbeitsmaterialen geübt und in der Prüfung erlaubte Präparationen, wie Markierungen in den Hilfsmitteln, geprüft werden.

In den verbliebenen zwei Wochen nach dem Kurs wiederholte ich nur akzentuiert Themen und fieberte den Prüfungen entgegen. Auch wenn ich vermutlich noch Monate hätte weiter lernen können, wollte ich es nun endlich hinter mich bringen.

Die drei Prüfungstage vergingen wie im Flug. Die Aufregung, das Adrenalin und die punktuelle Konzentration innerhalb der sechs Stunden lassen im Rückblick alles total unwirklich erscheinen. Es war ein Spagat zwischen Fokussieren, Power-Entspannen und Kraftsammeln für die nächste Prüfung. Aber am Ende breitete sich eine riesen Erleichterung aus, als der Druck endlich abfiel.

Und, wie war es? Hast du alles geschafft? Bist du zufrieden?

Fragen die mir am Ende jeder stellte und letztlich gar nicht so einfach zu beantworten sind. Meine Erfahrung hat mir nochmal die Bedeutung der mentalen Vorbereitung gezeigt. In den Klausuren werden taktische Entscheidungen gefordert und man darf sich nicht aus der Ruhe bringen lassen, wenn einem die Antwort nicht auf der Zunge liegt. Trotz allem bleibt am Ende die Ungewissheit den Sachverhalt richtig eingeordnet und unter Betrachtung aller Kniffe systematisch korrekt durchexerziert zu haben. Diese Unruhe begleitet einen zwar bei allen Prüfungen, darf einen allerdings nicht beherrschen, wenn die Prüfung am Vortag evtl. nicht so gut gelaufen ist. Neuer Tag, neues Glück ist dabei die richtige Einstellung.

Bei der Mischklausur am ersten Tag habe ich ein relativ gutes Gefühl, insbesondere da die Schwierigkeit der Mischklausur eher in der richtigen Zeiteinteilung lag. Meiner Einschätzung nach bin gut durchgekommen, allerdings am Ende nicht ganz fertig geworden. Insgesamt konnte ich mit einem guten Gefühl in den nächsten Tag starten, wurde allerdings beim Überfliegen der Ertragssteuerklausur auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Ich las die ersten Aufgaben durch, um mir einen Überblick zu verschaffen, mit welchem Teil ich beginnen sollte. Plötzlich bekam ich Panik, weil in jeder Aufgabe eine Besonderheit vorhanden war, die ich nicht direkt einordnen konnte. Und wie es dann so ist, fallen einem dann die einfachsten Dinge nicht mehr ein. Besonders ärgerlich ist, dass es sich bei einer Teilaufgabe um ein Thema handelte, dass ich in der Vorbereitung gut beherrschte, den Sachverhalt aber nicht richtig einordnen konnte. In der Prüfung habe ich mehrfach mit dem Gedanken gespielt, abzugeben und von der Prüfung zurück zu treten. Bis dato hatten sogar schon ein paar Kandidaten aufgegeben. Es wäre so schön gewesen, sich dieser sehr unangenehmen Situation zu entziehen. Aber dann dachte ich an die Worte meiner Dozenten zurück. Systemverständnis ist doch vorhanden. Und der Weg ist das Ziel. Ich fing an, meine Gedanken zu strukturieren und entschied mich für eine Vorgehensweise, wie ich die Aufgabe lösen würde. Und so arbeitete ich mich mühsam weiter voran und bearbeitete tatsächlich alle Aufgaben. Nach der Prüfung war ich fix und fertig. Aber ich dachte mir, beim ersten Prüfungsversuch sollte ich frei nach dem Motto ‚Augen auf und durch‘, einfach alles geben und schauen, was dabei rauskommt. Sollte es am Ende nicht reichen, so habe ich wenigstens die Erfahrung mitgenommen. Mental war es dennoch nicht so leicht, am dritten Tag unvoreingenommen der Prüfung entgegen zu treten. Glücklicherweise hatte ich mir am Vorabend genau die Themen durchgelesen, die in der Klausur abgefragt wurden. Ich hätte vor Freude schreien können. Sehr schnell war ich im Tunnel, fand meinen Fluss und schrieb bis zur letzten Sekunde. Zusammenfassend waren diese drei Tage im wahrsten Sinne des Wortes ein Wechselbad der Gefühle. Und eine sehr intensive Erfahrung für mein Leben.

Nach diesem Marathon wäre ich gerne für zwei Wochen in den Urlaub gefahren, allerdings wartete die Arbeit in der Kanzlei nur darauf, mein erlerntes Wissen in der Praxis einzusetzen. :-) Auch, wenn meine Ausbildung noch nicht abgeschlossen ist, so habe ich mich durch die von Endriss angebotenen Kurse fachlich enorm weiterentwickelt und mir Kenntnisse angeeignet, die mir meinen Arbeitsalltag erleichtern.

Zumindest hatte ich mir nach der Prüfung vier Wochenenden komplett Lernfrei genommen. Allerdings ist im Fall der Steuerberaterprüfung ‚nach‘ der schriftlichen Prüfung direkt ‚vor‘ der mündlichen Prüfung. Mittlerweile hat auch der Endriss Vorbereitungskurs auf die mündliche Prüfung begonnen und ich habe bereits an drei Terminen im Online Lehrgang teilgenommen. Ich merke allerdings, dass ich an meiner Selbstdisziplin arbeiten und meinen Fokus stärker auf die Vorbereitung lenken muss. Mir fällt es insgesamt noch etwas schwer zu überblicken, welche aktuellen Rechtsprechungen etc. wesentlich sind und welche nicht. Daher hält sich momentan meine Motivation noch in Grenzen. Durch den Kurs erlange ich aber immer mehr ein Verständnis davon und einen Überblick und kann die Themen ein bisschen besser einordnen. Von daher bin ich gespannt, wie die Reise weiter geht. :-)

Eure Ramona

Zurück
Kontakt